Eine gute Mundhygiene ist Voraussetzung dafür, dass uns unsere Zähne möglichst ein Leben lang erhalten bleiben. Das lernt zumindest in Deutschland jedes Kind schon im Kindergarten. Dank der engagierten Arbeit des “Aktionskreis Tag der Zahngesundheit” gibt es zudem seit 1991 jeweils am 25. September den Tag der Zahngesundheit. An diesem wird in bundesweiten, regionalen Aktionen auf die Wichtigkeit einer guten Mundhygiene aufmerksam gemacht. Besonders in Kindergärten und Schulen werden die jungen Menschen sensibilisiert für den Umgang mit ihren Zähnen.
Kassenzahnärztliche Vereinigung schlägt Alarm
Doch was ist, wenn bedingt durch Krankheit oder Behinderung die Mundhygiene nicht mehr korrekt und folgerichtig selbständig durchgeführt werden kann? Dann ist in der Regel Hilfestellung von außen notwendig. Diese Arbeit übernehmen dann pflegende Angehörige, oder Pflegefachkräfte.
Leider gibt genau dies Anlass zur Kritik. In einem aktuellen Artikel der Ärztezeitung vom 30. Oktober 2013 schlägt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns Alarm: “Mundhygiene ist Stiefkind der Pflege”. Das soll nicht heißen, dass Pflegekräfte die Mundhygiene bei körperlich und geistig eingeschränkten, pflegebedürftigen ältere Menschen die Mundhygiene grob fahrlässig außer Acht lassen. Dennoch gibt es nach KZVB Anlass zur Sorge. Weitere Information finden Sie auf www.max34.de.
Deutscher Zahnärztetag
Am 8. und 9. November findet im Congress Center Messe in Frankfurt am Main der Deutsche Zahnärztetag statt. Hier wird neben eine Reihe von Vorträgen und Workshops auch die Mundhygiene im Alter thematisch in den Mittelpunkt gerückt. Schon der Vortrag zur Kongresseröffnung könnte den Ausschlag für interessante Diskussionen bieten: “Rationierung zahnärztlicher Behandlung – eine Frage des Alters?” fragt besorgt und provokant Prof. Dr. Dr.h. c. Peter Oberender. Aber auch das Programm insgesamt dürfte für jeden etwas zu bieten haben. Am Freitag werden unter anderem folgende Vorträge dabei sein:
- Parodontologie: “Strategien zum lebenslangen Zahnerhalt: Was sollte beachtet werden?”
- Zahnerhaltung: “Zahnerhaltung und Präventionen bei Essstörungen – nur ein Problem in der Pubertät?” “Wurzelkaries – nur ein Problem des alten Zahnes?”
- Ethik/Versorgungsforschung: “Ethische Konflikte in der zahnärztlichen Behandlung – welche Bedeutung spielt das Lebensalter?”
Auch am Samstag werden eine Reihe von interessanten Vorträgen zu erwarten sein:
- Oralmedizin
- Mundtrockenheit – keine Frage des Alters
- Mundschleimhauterkrankungen – unterscheiden sie sich bei Jugendlichen von Ämtern Patienten?
Allgemeine Zahnheilkunde:
- Psychosomatische Erkrankungen – die Mundhöhle als Spiegel unterschiedlicher Lebensphasen
An beiden Tagen finden neben den Fachvorträgen interessante Symposien “Zahnmedizin & Medizin” statt. Neben weiteren werden folgende im Angebot sein:
- Samstag:Diabetes und Parontitis – ein Problem der alternden Gesellschaft
- Sonntag: Parontitis und kardiovaskuläre Erkrankungen – ist das Risiko abhängig vom Alter?
Das genaue Programm ist auf der Internetseite dtzt.de nachzulesen. Sicher handelt es sich nicht um einen Kongress, der nur Zahnärzten zugedacht ist, sondern sich vielmehr an alle Interessierten aus den Bereichen Medizin und Pflege richtet.
Mundhygiene in der Pflege
Wie eingangs bereits erwähnt, schlägt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayern Alarm, und fragt ketzerisch, ob Mundhygiene in der Pflege ein Stiefkind ist. Zu Recht finden wir und gehen einen Schritt weiter. Denn diese Frage kann auf die Pflege in Deutschland insgesamt übertragen werden. Dabei darf aber nicht allgemein die ganze Verantwortung auf die Pflegekräfte abgewälzt werden. In der Fragestellung einiger Vorträge am Kongress der Zahnärzte wird deutlich, dass die Mundhygiene besonders bei älteren und multimorbiden Patienten ein komplexes Thema ist. Deutlich wird auch, dass eine Vielzahl von Erkrankungen im engen Kontext zur Zahngesundheit stehen.
Mundhygiene als fester Bestandteil in der Ausbildung
Mundhygiene ist ein Thema, welches in jedem Ausbildungsgang von Pflegekräften fester Bestandteil ist. Leider wird nicht immer konkret auf bestimmte Situationen in der Pflege von Menschen eingegangen. Aber auch hier darf keine Schuldzuweisung an die Ausbildungsstätten erfaolgen. Damit wäre das eigentliche Problem nur weitergereicht, aber nicht konkret angegangen. Werden Pflegekräfte nach ihre Motiven befragt, warum die Mundhygiene nur eine untergeordnete Rolle bei der Unterstützung in den Aktivitäten des täglichen Lebens spielt, werden schnell Defizite erkennbar. Mangelndes Fachwissen um Zusammenhänge von Mundhygiene und anderen Krankheiten zu erkennen, ist sicherlich eines. Pflegekräfte sind aber gehalten, sich stets nach neuesten Pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen durch Fort- und Weiterbildung auszurichten. Häufigste Antwort ist, wie so oft, der Zeit- und Personalmangel. Also müssen Arbeitsabläufe neu strukturiert und das Zeitmanagement reorganisiert werden. Fort- und Weiterbildungen müssen Praxisnah und wirtschaftlich sinnvoll sein. Eine mögliche Alternative wäre die interdisziplinäre Vernetzung mit Zahnärzten
Zweithäufigste Antwort von Pflegekräften ist Ekel und Schamgefühl. Der Eingriff in da Gesichtsfeld eines Menschen ist ein sehr intimer. Sie werden das kennen, dass Sie automatisch zurückweichen, wenn eine fremde Person mit der Hand in Ihr Gesichtsfeld gelangt. Bei Menschen mit Demenz ist diese Reaktion natürlich immer noch vorhanden und teilweise sogar ausgeprägter, weil diese nicht verstehen können, was die Pflegefachkraft in diesem Moment möchte. Hier ist bei Pflegekräfte emphatisches Gespür notwendig. Auch eine Fähigkeit, welche sich in Seminaren erarbeite lässt. Grundsätzlich sollte im Kern immer davon ausgegangen werden, dass man pflegt, wie man selber gepflegt Wesen möchte. Und schon sind wir bei der Frage nach der eigenen Mundhygiene. Wie und wie oft Putzen wir eigentlich unsere Zähne? Und wann war noch gleich der letzte Besuch beim Zahnarzt? Die Kassenzahnärztliche Vereinigung schlägt völlig zu Recht Alarm, denn im Umgang mit der Mundhygiene nehmen es viele wirklich nicht genau. Damit wäre das gesamte Engagement vom “Aktionskreis Tag der Zahngesundheit” in Frage gestellt. Und das ist nun wahrlich nicht das Ziel.